Die Tarnbezeichnung „Riese“ steht nach Adam Riese für – ADAM

Ein Nachtrag zum letzten Beitrag: Die Atom-Forschungen der Nazis möchte ich natürlich keineswegs in Abrede stellen. Die Frage ist nur, zu welchem Zweck sie erfolgten. Nach meiner Interpretation sollte das Uran den Weg zum Urahn ebnen – und gerade nicht zur Atombombe.

Ferner war die Bezeichnung „Jägerstab“ vielleicht tatsächlich nur eine Anspielung auf Jägerverbände von Reichswehr und / oder SS. Fakt ist aber, dass es neben naturwissenschaftlichen auch geisteswissenschaftliche Projekte gegeben hat, die von den Nazis mit Hochdruck vorangetrieben wurden. Sofern man die entsprechende Forschung überhaupt den Geisteswissenschaften zuordnen möchte; manche lehnen das wegen methodischer Mängel ab. Zu diesen nicht-naturwissenschaftlichen Vorhaben gehörte gerade die Beschäftigung mit der germanischen Frühgeschichte – etwa im Rahmen des „Ahnenerbes“.

Erneut deutlich wurde das, als ich mich mit dem 1927 gegründeten „Verein für Raumschiffahrt“ beschäftigt habe. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte der Raketenexperte Hermann Oberth, der laut erhaltenen Dokumenten auch an der „Glocken“-Forschung beteiligt war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Verein im Jahre 1953 in Münster wiedergegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte diesmal ein „Ing. Leo Sunder-Plassmann“. Dieser hat sich, wie sich aus einer Veröffentlichung ergibt, offenbar auch mit den Externsteinen im Teutoburger Wald beschäftigt, einem germanischen Heiligtum, dessen Erforschung Heinrich Himmler besonders am Herzen lag.

Für Himmler hatten die Steine eine okkulte Bedeutung. Und mit Okkultismus hat sich auch Hermann Oberth beschäftigt – neben seiner Arbeit zum Raketenantrieb. War die „Glocke“ also das NS-Raumfahrtprojekt, dessen Existenz seit Jahrzehnten durch die (Off-) Literatur geistert? Meinen bisher aufgestellten Thesen würde das keineswegs widersprechen. Man muss sich nur von der Vorstellung lösen, dass Raumfahrt unbedingt etwas mit Raketen zu tun hat…

Zusätzlich in diese Richtung zu weisen scheinen die Tatsachen über das ehemalige Munitionsdepot in Espelkamp östlich von Osnabrück, die ich in einem Forum entdeckt habe. Nicht allzu weit weg also von den Externsteinen. Geforscht wurde hier unter der Tarnbezeichnung „Mitternachtssonne“. Ich halte das für eine Anspielung auf das umfangreiche Forschungsprogramm zur Sonnenforschung, das die Deutschen während des zweiten Weltkriegs betrieben haben. Dass die sog. „Kommandosache Sonnengott“ nicht allein der Untersuchung von sonnenbedingten Funkstörungen gedient haben kann, meint etwa auch Michael P. Seiler, der Autor einer vor einigen Jahren erschienenen umfangreichen Abhandlung über das Projekt. Später mehr dazu.

Schlüssel zum Verständnis der damals betriebenen Forschungen ist meiner Einschätzung nach der Einsatz von Teilchenbeschleunigern für Zwecke, die bis heute nicht offiziell dokumentiert sind. Als heißeste Spur hierzu erscheinen mir die Forschungen, die der Schweizer Ingenieur Walter Dällenbach ab 1943 im Rahmen der „Forschungsstelle D“ betrieben hat. Allerdings nicht in Westfalen oder im Raum Lippe, sondern in Bisingen, südlich von Stuttgart. Aus einer 1996 von Burghard Weiss hierzu veröffentlichten Untersuchung geht hervor, dass der von ihm weiterentwickelte Teilchenbeschleuniger auf dem „Bienenkorb-Prinzip“ basiert. Nach diesem hat laut Igor Witkowski auch die „Glocke“ gearbeitet.

Wurde also die Grundlagenforschung für die „Glocke“ in Süddeutschland betrieben? Und ist es, wie Weiss behauptet, tatsächlich nur ein Zufall, dass 1943 auch die Kaiser-Wilhelm-Institute für Physik und für Biologie in den Raum Bisingen – Hechingen verlegt wurden? Wir werden sehen…

Keineswegs für einen Zufall halte ich, dass die Arbeiten in der Nähe der Schweizer Grenze erfolgten. Genauso wenig wie die Verlagerung der deutschen Sonnenforschung und einiger wesentlicher Nuklearprojekte nach Freiburg und die Ansiedlung besonders wichtiger Forschungsprojekte zu den V-Raketen in Friedrichshafen am Bodensee. Die wichtige Rolle, die die Schweiz für die NS-Forschung gespielt hat, wird noch zu erforschen sein. Sofern sich da irgend etwas nachweisen lässt.

In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich schon vor längerer Zeit auf die Identität der Person gekommen bin, die sich hinter dem beim Glocken-Projekt verwendeten Tarnnamen „Elisabeth Adler“ verbirgt. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um Irmgard Flügge-Lotz, eine Mathematikerin, die während des zweiten Weltkriegs zur Aerodynamik geforscht hat. „Adler“ für „Flügge“ – nicht unbedingt einfallsreich. Interessant ist, dass Frau Flügge-Lotz schon 1946 wieder an einem Rüstungsprojekt mitgearbeitet hat. Und zwar keineswegs in den USA. Sondern in Deutschland, am Bodensee, wo schon 1945 ein französisches Rüstungsprojekt gestartet wurde. Mal sehen, was sich dazu noch herausfinden lässt.

Eine letzte Bemerkung zur Tarnbezeichnung „Riese“ für das Bergwerk in Schlesien, in dem zuletzt mit Hilfe der „Glocke“ geforscht wurde. Ich bin darauf gekommen, dass die Tarnbezeichnung vermutlich in Anspielung auf „Adam Riese“ gewählt wurde. Ein Wortspiel, hinter dem sich verbirgt, dass damals offenbar aufwendig gerechnet werden musste, um zu einem neuen „Adam“ –  zu kommen. Um also, wie oben dargelegt, neues Leben zu erschaffen. Die zuvor verwendete Bezeichnung „Charité-Anlage“ stellte damit im wahrsten Sinne des Wortes eine Art Geburtshelfer dar.